Paddock-Trail als Sonderform des Offenstalls

Paddock-Trail als Sonderform des Offenstalls

Der Begriff Paddock Trail steht für ein relativ neues Konzept der Offenstallhaltung, bei dem sich Pferde wie auf ihrer täglichen Wanderroute in der Wildnis entlang eines Trails bewegen. Diese Route bietet Abwechslung, zahlreiche Bewegungsanreize und unterschiedliche Böden und gilt damit als eine der modernsten und artgerechtesten Konzepte für die Gruppenhaltung von Pferden.

Ursprung und Prinzip des Paddock Trail

Das Konzept des Paddock Trail entwickelte der amerikanischen Hufschmied Jamie Jackson. Er hat jahrelang Wildpferde auf ihren Wanderungen beobachtet und konnte eindeutig Zusammenhänge zwischen dem damit verbundenen Verhalten und ihrer guten Fitness, Hufgesundheit und psychischen Ausgeglichenheit herstellen. Entscheidend waren dabei die ständige Bewegung auf den bis zu 15 km langen Routen, das abwechslungsreiche Gelände mit den unterschiedlichen Böden und das kontinuierliche Aufnehmen von kleinen Futtermengen während der Wanderung. Jackson konnte zudem beobachten, dass die Tiere über lange Zeit im selben Territorium bleiben, immer wieder die gleichen Strecke abwandern und zu über 90 % des Tages ihren gewohnten Verhaltensweisen wie Fressen, Wandern und Schlafen nachgehen.

Aus diesen Erkenntnissen entwickelte Jackson 2006 das in den USA als Paddock Paradise bezeichnete Konzept, das in Europa unter dem Namen Paddock Trail bekannt ist. Das Konzept wurde von Jackson von Anfang an als offenes Konzept deklariert, das keinem strengen Dogma folgt, sondern durch Erfahrungen und Ausprobieren kontinuierlich angepasst und weiterentwickelt werden kann. Grundsätzlich sollen die Paddock Trails dabei die abwechslungsreiche Wanderroute der Pferde simulieren, auf dem sie alles finden, was sie brauchen – Futter, Wasser, Mineralquellen, Unterstände und Plätze zum Wälzen.

Aufbau eines Paddock Trails

Da Pferde in der freien Natur häufig große Strecken mit mehreren Kilometern zurücklegen, werden die Paddock Trails meist als “unendliche” Wege im Kreis angelegt. So können die Wanderrouten relativ adäquat simuliert werden, ohne dass man riesige Flächen pachten muss. Zudem können diese Trails relativ flexibel gestaltet werden, als Kreis, als Rechteck oder abwechslungsreich mit Schleifen oder Abkürzungen.

Die Wege selbst führen außen um eine Weide herum und sind circa 3-5 m breit. Auf diesen Wegen sorgen mehrere, verteilte Futterstellen für den Hauptanreiz zur Bewegung der Pferde. Ideal sind hier überdachte Heuraufen oder Heunetze, die eher kleiner dimensioniert sind, damit nicht zu viele Tiere auf einmal an einer Stelle fressen. Auch Raufutterautomaten sind sinnvoll, bei denen die Futtermenge auf mehrere kleine Portionen verteilt werden kann.
Abwechseln sollten sich die Futterbereiche mit Wasserstellen, Salzlecksteinen und Unterständen, um die Tiere immer wieder in Bewegung zu bringen. Die Wassertränken können dabei möglichst weit weg von den Futterständen positioniert werden, um noch mehr Bewegungsdynamik in den Trail zu bringen.

Weitere Bereiche auf der Route können Flächen zum Wälzen, Hufschwemmen, Pferdetoiletten oder Schlafplätze sein. Um so mehr Abwechslung, umso besser. Dazu gehört auch ein vielseitiges Terrain mit Anhöhen oder Böschungen, um die Pferde besser zu konditionieren, und unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten wie Sand, Pflaster oder Schotterpassagen, die den üblichen Wegen Ihrer Tiere entsprechen. Die Pferdehufe sind dadurch kontinuierlich an die Bodenbedingungen angepasst, auf denen sie auch außerhalb des Trails laufen, trainieren und arbeiten.

Wichtig auf dem gesamten Trail ist eine konsequente Hygiene der Wege. Die Tiere begehen die Route mehrmals täglich, entsprechend regelmäßig sollte der Trail von Pferdemist befreit werden. Achten Sie zudem bei Futterständen und Tränken darauf, dass der Boden um diesen Bereiche stabil und trocken ist, um den Tieren einen sicheren und rutschfesten Stand zu bieten. Sie suchen diese Bereiche im Laufe des Tages häufig auf und können den Boden dadurch zunehmend verdichten. Empfehlenswert sind deshalb Bodenbefestigungen wie Paddockmatten, die einer Verdichtung entgegenwirken und durch gute Drainage-Eigenschaften Niederschlagswasser zuverlässig nach unten sickern lassen. Die Flächen bleiben trocken, rutschfest und sauber.

Der Innenbereich, der vom Trail umgrenzt wird, ist als Weide angelegt. Auf ihr können die Pferde neben den täglichen Wandergewohnheiten anderen Bedürfnissen wie Spielen, Toben oder auch zusätzlichem Grasen nachgehen.

Vor- und Nachteile des Paddock Trail

Durch diese Form der Offenstallhaltung können Pferde ihren natürlichen Wanderalltag wie in der Wildnis und in ihrer gewohnten Herdenstruktur ausleben. Die Tiere sind ausgeglichener und psychisch stabiler als bei anderen Arten der Pferdehaltung und können sich durch den ausgiebigen Platz bei Bedarf besser aus dem Weg gehen. Die permanente Bewegung macht die Tiere gesünder und fitter und kann bestehende Krankheiten wie Stoffwechselprobleme wirksam lindern. Unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten sorgen dafür, dass auch die Hufe robuster und anpassungsfähiger sind und somit langfristig gesund bleiben. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Tiere dank der kontinuierlichen Bewegung aufgewärmt und dadurch jederzeit einsatzbereit für Reiten und Training sind.

Nachteile des Paddock Trails sind vor allem der relativ hohe Platzbedarf und der hohe finanzielle und bautechnische Aufwand. Je nach regionalen Bestimmungen müssen Sie Baugenehmigungen beantragen und eine entsprechend längere Vorlaufzeit einplanen.
Wenn Sie bei Ihren Tieren den Beschlag auf Barhuf gewechselt haben, kann der Abrieb in der ersten Zeit auf dem Paddocktrail zudem recht stark sein. Mit Hufschuhen, die temporär über einige Stunden getragen werden, können Sie hier aber schnell Abhilfe schaffen. Achten Sie zudem darauf, dass das Futterheu nicht zu zuckerreich ist, da es ad libitum gegeben wird und die Tiere dann mitunter zu dick werden. Nutzen Sie Raufutterautomaten können Sie das Problem gut umgehen, da die Futtermenge hier über den Tag auf mehrere kleiner Portionen verteilt wird.

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