Die Kraft der Atmung – So stärken Sie die Lunge Ihrer Pferde

Die Kraft der Atmung – So stärken Sie die Lunge Ihrer Pferde

Die Pferdelunge gehört zu den größten im Tierreich und ist ein wahres Hochleistungsorgan. Sie nimmt täglich rund 70.000-90.000 Liter Luft auf, um die Vierbeiner auch bei Höchstleistungen optimal mit Sauerstoff zu versorgen. Damit die Lunge bestmöglich arbeiten kann, ist vor allem eine artgerechte Haltung und Fütterung wichtig. Wir geben Ihnen einen Überblick über die Wirkweise der Pferdelunge und was Sie beachten sollten, um Erkrankungen vorzubeugen.

Sensibles Atemsystem mit komplexen Strukturen

Mit ihren rund 40-55 Litern Volumen kommt die Pferdelunge auf eine beachtliche Größe und verzweigt sich in einem weitreichenden System. Millionen von Lungenbläschen sorgen dort dafür, dass der aufgenommene Sauerstoff ins Blut und damit in die Organe gelangt. Ein Pferd kann dabei mit jedem Atemzug circa 6-8 Liter Luft aufnehmen und wieder abgeben. Im Ruhezustand nimmt das Tier circa 8-16 Atemzüge pro Minute, während es bei zunehmender Anstrengung zwischen 120-150 Mal ein- und ausatmet. Eine Höchstleistung, die nur dank der Größe und Komplexität der Lunge erreicht werden kann.

Gleichzeitig machen gerade diese Eigenschaften das Organ zu einem der empfindlichsten im Pferdekörper. Das weitreichende Atemsystem kann an vielen Stellen durch ungünstige Bewegungen mechanisch behindert werden und reagiert sensibel auf Stress, Keime und schlechte Klimabedingungen. Umso wichtiger ist es, die Lunge des Pferdes umfassend zu verstehen.

So atmet Ihr Pferd

Zum Atemapparat Ihres Pferdes gehören zum einen die oberen Atemorgane mit:

  • paarige Nüstern
  • Nasenlöchern
  • Nasenhöhle
  • Nasennebenhöhlen
  • Nasenrachen

Zu den tieferliegenden Bereichen gehören:

  • Kehlkopf
  • Luftröhre
  • Lunge mit Bronchien und Lungenbläschen

Nach der Einatmung durch die Nüstern wird die Luft in den Gängen der Nasenhöhle und den Nebenhöhlen erwärmt und in den Nasenrachenraum geleitet. Der Gaumensegel, der im Bereich des Kehlkopfes unterhalb des Kehldeckels liegt, verhindert dabei, dass das Pferd durch den Mund einatmet. Das ermöglicht selbst bei körperlichen Höchstleistungen das effektive Einatmen durch die Nase – eine außergewöhnliche Leistung im Tierreich.

Vom Nasenrachenraum gelangt die Luft schließlich in die Bronchien, in ihre Verzweigungen, die Bronchiolen, und von dort zu den Lungenbläschen (Alveolen). Diese sorgen dafür, dass Sauerstoff aus der Luft in den Blutkreislauf gelangt und Kohlendioxid beim Ausatmen wieder aus dem Körper entweichen kann.

Bewegt sich das Pferd im Galopp, arbeitet die Lunge sogar im Takt des Galopps. Das Tier atmet beim Sprung ein und beim Landen auf den Vorderbeinen wieder aus. Ein Mechanismus, der durch die spezielle Anatomie des Pferdes ausgelöst wird. Durch die schaukelnde Bewegung rutschen die inneren Organe bis zur Landung im Galopp nach vorn und drücken auf Zwerchfell und Lunge. Um den Druck zu lösen, atmet das Pferd aus.

Es kommt also zu einem engen Zusammenspiel zwischen Bewegungs- und Atemrhythmus, welches wiederum durch Störfaktoren schnell aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann. Greift der Mensch zum Beispiel im falschen Moment durch Antreiben oder mit grober Hand in den Galopp ein, wird der Atemfluss unterbrochen und kann das Pferd aus dem Takt bringen.

Wie Sie Krankheiten und einen gestörten Atemfluss erkennen

Mit einem gesunden Atmungssystem werden die Organe des Pferdes optimal mit Sauerstoff versorgt, die Leistungsfähigkeit erhöht und das Immunsystem unterstützt. Gleichzeitig ist die Atmung ein guter Indikator, um zu erkennen, ob Ihr Tier krank ist oder unter Stress steht. Gerät das Pferd unter mentalen Druck, erhöhen sich Blutdruck und Atemfrequenz. Das Tier atmet schneller und flacher und steht damit eindeutig unter Spannung. Auch Hitze, zu hohe Luftfeuchtigkeit, Schmerzen oder Fieber können den Atemfluss beschleunigen oder in anderer Form verändern. Wichtig ist deshalb, die Atmung und das Gesamtbild des Tieres zu kontrollieren, um unnötigen Stress entgegenzuwirken und Krankheiten zu erkennen.

Damit Sie die Atemfrequenz besser wahrnehmen können, ist es hilfreich, sich seitlich vor das Pferd zu stellen, die Flanken zu beobachten und mit einer Stoppuhr für 20 Sekunden die Atemzüge zu zählen. Multiplizieren Sie die Zahl anschließend mit 3 und Sie erhalten die Atemfrequenz für eine Minute.

Vergleichen Sie diesen Wert mit den generellen Richtwerten für normale Atemfrequenzen. Ein erwachsenes Pferd in Ruhe nimmt pro Minute circa 8-16 Atemzüge, bei leichter Anstrengung circa 10-30. Bei mittlerer Belastung erhöht sich die Frequenz auf circa 30-70 Atemzüge, bei starker Belastung auf bis zu 150 Züge pro Minute.
Bei Ponys verläuft der gesunde Atemfluss etwas anders, in Ruhe nehmen sie circa 10-24 Atemzüge in der Minute. Bei Fohlen ist wiederum kurz nach der Geburt eine Frequenz von 60-80 Zügen pro Minute normal, die sich nach 3-4 Stunden aber schon auf circa 20-40 Atemzüge herunter reguliert.

Nehmen Sie bei Ihrem Pferd eine ungewöhnliche Atemfrequenz wahr oder beobachten Sie, dass sich Ihr Tier beim Atmen sehr anstrengt oder Geräusche von sich gibt, sollten Sie einen Tierarzt konsultieren. Auch ein angespannter Kiefer beim Atmen, ein zugekniffenes Maul oder Dreiecke über den Augen sind Anzeichen dafür, dass es Ihrem Pferd nicht gut geht.

Bei Krankheiten, wie einem chronisch allergischen Husten, werden außerdem die Rippenbögen beim Einatmen sichtbar. Beobachten Sie also neben der Atmung auch das Gesamtbild Ihres Tieres und halten Sie Rücksprache mit einem Arzt. Zu den häufigsten Atemwegserkrankungen bei Pferden gehören Kehlkopfentzündung, Luftröhrenentzündung, Überempfindlichkeit der Atemwege, Bronchitis oder Dämpfigkeit, das Endstadium einer chronischen Bronchitis, die nach aktuellem Stand der Medizin nicht mehr heilbar ist.

So beugen Sie Atemwegserkrankungen vor

Frische Luft

Pferde haben ein anderes Temperaturempfinden als Menschen und kommen sehr gut mit kalten Temperaturen und Temperaturschwankungen zurecht. Der Aufenthalt an frischer Luft ist deshalb auch im Winter wichtig, um die Thermoregulierung des Körpers und das Immunsystem zu trainieren. Dadurch werden Lunge und Herz gestärkt und Krankheiten wie Bronchitis vorgebeugt.

Achten Sie deshalb darauf, Ihren Tieren auch im Winter regelmäßigen Weidegang oder Paddock-Auslauf zu bieten. Im Idealfall halten Sie Ihre Pferde im Offenstall. Alternativ sind auch nach außen geöffnete Reihenboxen und ein angeschlossener Paddock sinnvoll.

 

Pferd in offener Pferdehaltung mit frischer Luft

 

Regelmäßige Bewegung

Wie beim Menschen wird auch beim Pferd die Lunge durch Bewegung trainiert. Durch einen aktiven Alltag wird der Kreislauf angekurbelt und damit die Durchblutung und Reinigung der Lunge gefördert.

Wichtig ist deshalb täglicher Auslauf auf der Weide oder auf dem Paddock. Auch Trainingseinheiten oder Ausritte mit Schritt-, Trab- und Galopp-Bewegungen bringen Kreislauf und Lunge in Schwung. Besonders der Galopp, bei dem die Lunge im Takt der Bewegung arbeitet, trainiert den Bewegungs- und Atemrhythmus des Tieres und hilft ihm, sich besser zu entspannen. Positiv bei dieser Gangart ist zudem das tiefe Atmen während der Bewegung, wodurch viel Sauerstoff in die Muskeln gepumpt und das Pferd effektiv trainiert wird.

Damit Ihre Tiere sich gerade auf stark frequentierten Bereichen wie Paddocks natürlich und sicher bewegen können, sollte man auf eine adäquate Bodenbefestigung achten. Paddocks im 3-Schicht-Aufbau mit Tragschicht, Trennschicht und Tretschicht sind optimal, um einen festen, elastischen und trockenen Untergrund zu schaffen. Als Trennschicht bieten Paddockplatten von novus HM eine sichere und langlebige Lösung. Ihre elastischen Gitterstrukturen leiten Wasser zuverlässig in die Tiefe und unterstützen das gesamte Bodensystem dabei, flexibel und stabil zu bleiben.

Je nach Beschaffenheit Ihres vorhandenen Bodens können die Paddockplatten auch auf einen leichten Unterbau oder ohne Unterbau verlegt werden. Gerade für Flächen, bei denen keine Tiefbauarbeiten gewünscht sind, ist die letzte Variante eine sinnvolle Alternative. Unsere Paddockmatten E 35+ sind speziell für diesen Einsatz konzipiert worden und bieten die dafür notwendige Belastbarkeit und Durchlässigkeit.

Artgerechtes Training und bequemes Zaumzeug

In Bewegung wird die Pferdelunge besonders beansprucht. Umso wichtiger ist es, auch beim Training darauf zu achten, das Atemsystem des Tieres nicht durch ungünstige Haltungszwänge oder Bewegungen zu beeinträchtigen.

Die sogenannte „Rollkur“ hat einen negativen Effekt – sowohl auf die Lunge als auch auf die Anatomie der Pferde. Durch das Einrollen des Pferdekopfes wird die Kehlkopföffnung zusammengedrückt und damit der Luftfluss Richtung Lunge behindert. Die Folge ist Kurzatmigkeit bis hin zur Atemlosigkeit. Das Tier gerät in einen erheblichen Stress und die Leistungsfähigkeit leidet, da die Muskeln schlechter mit Sauerstoff versorgt werden. Zudem erhöht sich die Gefahr, dass die oberen Atemwege langfristig geschädigt werden und Muskeln verkürzen. Die Zügelführung sollte es dem Pferd daher immer ermöglichen, den Kopf vor der Senkrechten zu halten.

Ein weiterer wichtiger Faktor beim Bewegen Ihrer Tiere ist der Sitz des Zaumzeugs. Achten Sie darauf, dass die Nasen- und Sperrriemen nicht zu eng sitzen, damit der Luftfluss durch die Nase nicht behindert wird.

Auch vom Reiten mit Gebiss ist abzuraten. Pferde atmen ausschließlich durch die Nase. Um in der Bewegung eine bestmögliche Sauerstoffzufuhr zu sichern, halten sie das Maul geschlossen und versiegeln es mit den Lippen. Dadurch wird das Eindringen von Luft in den Mundraum verhindert und es entsteht ein Unterdruck im Maul, der das Gaumensegel an die Zungenwurzel drückt und eine ungehinderte Atmung ermöglicht. Ein Gebiss beeinträchtigt diesen Vorgang.

Sozialkontakte

Pferde sind Herdentiere und sollten daher außer in speziellen Krankheitsfällen niemals allein oder dauerhaft in Einzelboxen gehalten werden. Fehlender sozialer Kontakt bedeutet Dauerstress für die Tiere. Das schwächt wiederum das Immunsystem und erhöht die Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen.

Achten Sie deshalb auf eine artgerechte Haltung im Herdenverband und vermeiden Sie häufige Stallwechsel. Ideal ist die Offenstall-Haltung in bedacht zusammengestellten Gruppen.

Gutes Stallklima und Stallhygiene

Leben Ihre Pferde nicht im Offenstall, sondern werden im Winter größtenteils im Stall untergebracht, sollten Sie auf eine gute, zugfreie Durchlüftung, die richtige Luftfeuchtigkeit und eine konsequente Stallpflege achten.

Durch regelmäßiges Lüften wird nicht nur verbrauchte und mit Staub, Ammoniak und Keimen belastete Luft abtransportiert, sondern auch natürliche, kalte Außenluft in den Stall gebracht. Die Pferde können ihre natürliche Thermoregulation trainieren und so ihr Immunsystem stärken. Achten Sie dabei darauf, dass im Stall keine Zugluft entsteht.

Die Luftfeuchtigkeit sollte idealerweise zwischen 60-80 % betragen. Durch regelmäßiges Lüften können Sie dieses Niveau gut konstant halten. Ist die Luft feuchter, wird dagegen die Entstehung von Schimmelpilzen und Keimen auf Futter, Einstreu oder Wänden begünstigt. Ist sie zu trocken, bildet sich schnell zu viel Staub im Stall, der in die Atemwege der Tiere kriechen und Krankheiten auslösen kann. Vermeiden Sie zu viel Staub, indem Sie zum Beispiel die Stallgasse mit Wasser anfeuchten, bevor Sie diese fegen, das Heu nicht in Anwesenheit von Pferden aufschütteln und die Boxen ausmisten und einstreuen, wenn sich die Tiere draußen aufhalten.

Auch die Wahl des Einstreus hat Einfluss darauf, wie trocken, feucht oder rein die Stallluft ist. Achten Sie besonders auf staubarme, saugfähige und gut verrottende Sorten. Hier zeigen besonders neue Sorten wie Weichholzpellets, Kiefernspäne oder Flachsstroh gute Ergebnisse.

Achten Sie des Weiteren immer auf das regelmäßige Ausmisten des Stalls und die Reinigung von Futterkrippen und Tränken. Mit konsequenter Hygiene vermeiden Sie die Bildung von Schimmel und Schimmelsporen, die über die Luft eingeatmet werden können.

Staubbildung in Reithallen entgegenwirken

Aufgewirbelte Staubpartikel sind eines der größten Probleme in Reithallen. Durch die Tritte der Tiere entstehen unzählige Staubwolken, deren Partikel von Pferd und Reiter eingeatmet werden, die Lunge reizen und im schlimmsten Fall zu Krankheiten führen. In den Sommermonaten ist der Staub zudem häufig mit Keimen durchsetzt, die sich bei warmen Temperaturen besonders gut vermehren. Regelmäßiges Abäppeln nach dem Reiten ist daher eine Grundvoraussetzung für einen keimarmen Boden.

Um die Staubbildung zu reduzieren, wird in den wärmeren Monaten zudem fast täglich der Boden bewässert. Aufgrund der niedrigen Temperaturen und der Gefahr der Frostbildung wird im Winter dagegen seltener bewässert, weswegen die Staubbelastung in dieser Zeit am höchsten ist.

Wenn man einige Dinge beachtet, kann man jedoch auch im Winter den Boden regelmäßig beregnen. So ist es sinnvoll, den Boden abends nach dem Training noch einmal zu begradigen. Dadurch wird verhindert, dass entstandene Löcher und Unebenheiten während einer frostigen Nacht gefrieren und den Boden zu einer gefährlichen Buckelpiste machen.

Um ein Gefrieren zu vermindern ist es außerdem sinnvoll, die Tretschicht mit synthetischen Zuschlagstoffen wie Textilhäckseln und Fasern zu durchmischen. Durch diese Auflockerung bricht der Boden leicht auf.

Bei der Frost-Prävention in Reithallen hat sich weiterhin das Einarbeiten von Magnesiumchlorid in die Tretschicht bewährt. Das für Tier und Reiter schonende Salz gefriert erst bei -10 Grad Celsius, kann Feuchtigkeit zuverlässig binden und reduziert ebenfalls die Staubentwicklung.

Grundsätzlich ist es natürlich wichtig, dass die Tretschicht generell staubarm ist – besonders in der Reithalle, aber auch auf dem Reitplatz. Bei Schichten aus reinem Sand sollte daher auf einen niedrigen Lehmanteil geachtet werden, da der besonders zum Stauben neigt. Besser sind individuelle Mischungen, die optimal auf die jeweiligen Ansprüche und das vorhandene Bodensystem abgestimmt sind. Als Reitsande im Gemisch erzielen dabei gewaschene Natursande oder hochwertige Quarzsande gute Ergebnisse – sowohl bei der Staubreduzierung als auch bei der Trittfestigkeit, der Wasserdurchlässigkeit und der Schonung von Hufen und Gelenken.

Unterstützende Ernährung

Vorbeugend ist es wichtig, dass auch durch das Futter keine Staubwolken entstehen, die Ihr Tier belasten. Heu und Futterstroh können auch gewässert und somit vom Staub befreit werden.
Tauchen Sie das Futter dabei so lange unter Wasser, bis alle Halme benetzt sind. Geschlossene Heuballen werden nach circa 30 Minuten gut durchtränkt sein, bei losem Stroh geht es oft schneller. Denken Sie daran, das Futter erst unmittelbar vor der Ausgabe zu wässern, damit sich durch langes Lagern keine Keime bilden.

Leidet Ihr Pferd bereits unter Atemwegserkrankungen, können Kräuter lindernd wirken und das Abhusten unterstützen. Bewährt haben sich hier vor allem Thymian, Fenchel, Pfefferminze, Eukalyptus, Eibisch, Süßholz oder Isländisch Moos. Diese Kräuter können oft als fertige Mischung gekauft und unter das Kraftfutter gemischt werden.

Auch Futterzusätze mit Vitaminen und Mineralien sind bei Erkrankungen sinnvoll, um die Genesung zu unterstützen. Zink, Selen, essenzielle Fettsäuren und die Vitamine A, C, E, B helfen dem Immunsystem Ihrer Tiere und sind ebenfalls in fertigen Futtermischungen erhältlich. Achten Sie auf eine hochwertige Qualität und eine adäquate, auf Ihr Tier abgestimmte Dosierung.

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